Eine interessante Beschreibung seiner Reise findet man im Buch des Friedrich Emanuel von Hurter "Ausflug nach Wien und Presburg, im Sommer 1839, Band 2" von 1840. Dabei hat er auch in Amstetten verweilt, wo er eine Anekdote über den Nachwächter zu erzählen weiß. Amüsant ist auch, wie er den entstehenden Ort Ludwigsdorf (bei Zeillern) auf's Korn nimmt.
Weg nach Linz
Von Melk bis Amstetten ist der Weg ziemlich eben. Man fährt
durch schöne Dörfer, doch auch hier, an der Straße wenigstens, in minderer
Zahl, als auf dem Weg erwähnten Wege nach Steyermark. Über die glatten,
gutgenährten und kräftigen Pferde, denen man vor Pflügen und Bauernwagen begegnet,
lassen auf Wohlhabenheit der Landesbewohner schließen, da vielleicht auch hier
jene Verhältnisse bestehen mögen, wie in Oberösterreich. Amstetten ist ein
ansehnlicher Markt mit mehr als einem Haus von städtischem Ansehen. In der
Nacht wurde ich durch ein lange dauerndes, nach einer uralten, höchst einfachen
Weise gesungenes Rezitativ geweckt. Es war der Nachtwächter, der einen großen
Spruch absang, von welchem ich jedoch nichts verstand, als das Lob der „hochheiligen
Dreieinigkeit“. Er stand wahrscheinlich am Schluss seines nächtlichen
Stundenrufes, den nahenden Morgen verkündend. Diese Sitte, vor dem ergrauenden
Tag die Menschen zum Preis des Höchsten zu ermuntern, statt ihnen bloß den
Glockenschlag hinzubrüllen, ist ebenfalls ein Überbleibsel jener Zeit, in
welcher die Faden des individuellen wie des häuslichen Daseins, des Gemeinde-
wie des Staatslebens, noch von dem Christentum, als von goldener Spindel, sich
abwickelten, oder dieses als goldener Zwirn durch das Große wie durch das
Kleine, durch alltägliches wie durch außergewöhnliches, durch Raum und Zeit
sich durchschlang, und es noch niemand zu Sinn kommen konnte, über christliche
Altertümer zu schreiben, ein Zeig der Wissenschaften, welcher wahrscheinlich
immer mehr sich ausbilden wird.
Von Amstetten bis Enns zieht sich die Straße über Höhen und
durch Niederungen. Der Ort Strengberg führt seinen Namen nicht umsonst. Von Oed
an beginnen Alleen von Fruchtbäumen, meist Birnbäume. Man sieht es Stämmen und
Kronen an, dass das Klima ihrem Wachstum förderlich sein müsse, desto weniger
dagegen geschieht durch die Sorgfalt und Pflege der Menschen. Die wilden Ranken
wuchsen lustig, die abgestorbenen Äste schlangen sich durch die lebendigen und
das dürre Reisig mischte sich in das Grün. Ein Jahressegen war nicht bemerkbar,
nur selten, dann bloß sparsam, war ein Baum mit Früchten geschmückt. Vor Oed
scheint auf beiden Seiten der Straße eine Kolonie – Ludwigsort (Ludwigsdorf) –
im Entstehen zu sein. Viele kleine Häuser – eigentlich Hütten – alle nach
gleichförmigen Muster gebaut, waren teils der Vollendung nahe, andere noch im
Bau begriffen. Ein einziges Haus zeichnete sich durch Größe und Höhe vor den
übrigen aus, es war die Schmiede und zugleich Schenke. Nach etwas, was auf eine
Kirche oder Kapelle hätte schließen lassen, sahen wir über der langgedehnten
Hüttenreihe vergeblich uns um. Ehedessen entstanden die Dörfer um Kirchen,
jetzt bilden sie sich um Kneipen her. – Umgegrabene Waldbäume weckten die
Vermutung, dass durch diese Kolonie ein Stück Waldboden solle urbar gemacht
werden. Scheunen jedoch waren nicht zu sehen. Wären die Hütten näher
zusammengerückt.
Und noch etwas schlechter gewesen, so hätte man sich in
eines jener ärmlichen Dörfer der Grafschaft Henneberg versetzt geglaubt, die im
Vorüberfahren den Eindruck vereinigter großer Maulwurfshügel zurücklassen.
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