Nr. 319 -1. April 1997 -22. Jahrgang
Die Donau und ihre Hochwässer in der
Gemeinde Ardagger
von Karl Kneissl
Kurz zur Donau: Die Donau ist der zweitgrößte Strom Europas, mit einer
Länge von 2.850 km. Es fließen in der Gemeinde Ardagger bei Mittelwasser ca.
1.800 m3 Wasser in der Sekunde durch. Bei großen Hochwässern vier- bis fünfmal
mehr. Die Donau ist der einzige Fluss in Europa, bei dem die Kilometer von der
Mündung herauf gezählt werden. Bei der Mündung ist sie bis 1,3 km breit, und es
fließen im Mittel in der Sekunde bei 6.500 m3 Wasser ins Schwarze Meer.
Da der Rhein viel tiefer liegt als das Quellgebiet der Donau, verliert
die Donau, wie Färbeversuche bewiesen haben, beim Donaudurchbruch (Landkreis
Donaueschingen) Wasser zu Gunsten vom Rhein. Diese Kleinigkeit wirkt sich
natürlich nicht aus.
Vor dem Bau der Donau-Kraftwerke hatte die Donau in der Gemeinde
Ardagger eine Geschwindigkeit von ca. 2m/sec, die sich bei Hochwasser im
Strudengau bis über 3m/sec. erhöhte. An der Mündung hat sie nur mehr 20 bis 50 cm/sec
Geschwindigkeit. Wurden an der Oberen Donau durch die größere Geschwindigkeit
kleine Felsbrocken, große Steine, Kieselsteine, feiner Kies, grober Sand,
feiner Sand und Schlamm mitgeführt, so sind es seit dem Bau der Kraftwerke
hauptsächlich nur mehr Kies, Sand und Schlamm.
Wie viele Kulturen wie viele Sprachen und Völkerschaften leben doch an
diesem Strom und leben von ihm Ist es am Oberlauf das Kreuz Christi, das den
Mensch zu Gott und dem Guten führt, so glauben am Unterlauf die Moslems, dass
Allah das Geschick bestimmt. Der Wasserweg wurde schon in frühester Zeit als
Verkehrs- und Handelsweg benützt, so auch von den Kreuzfahrern in den Jahren
1146, 1172 und 1187.
Aber auch für Napoleon mussten in den Jahren 1 805 und l809 für seine
Divisionen am Donauweg viele große Schiffe zur Verfügung gestellt werden.
Traurig endete die Fahrt der über 200 Schwäbler Mädchen, die zu Pfingsten 1817
am Donauweg zu den deutschen Junkern an die Wolga nachfahren wollten. Nur
einige kamen an, die meisten starben schon an der unteren Donau an Malaria.
Damals entstand das Lied: "Das Schifflein schwingt sich doni vom Lond,
adje mein liebes Heimatlond".
Seit der Gründung der Ersten-Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft 1830
wird die Donau auch mit Dampfschiffen befahren Seit Fertigstellung des
Rhein-Main-Donaukanals wird die Donau international von der Nordsee bis zum
Schwarzen Meer befahren. Mögen Wirtschaftlichkeit und Frieden diesem einst so
umkämpften Strom dienlich werden.
Donau Hochwässer
Man unterscheidet kleine, mittlere und große Hochwasser. Die kleineren
Hochwässer waren sehr häufig, oft jedes Jahr ein paarmal. Sie fluten sehr oft
die Gräben und die niedere Au. Bürgermeister Biberauer ließ daher 1914 im
Gemeindegebiet von Ardagger Auslaufgräben schaufeln.. damit das Wasser von den
Wiesen und ihren Gräben schnell wieder abfließen konnte. Die Auslaufgräben
wurden dann mit Brettern verschlagen und so dicht gemacht. Man konnte damit
kleinere Wässer vom Auland freihalten. Im „Allerl" sind noch einige solche
Gräben sichtbar. Nun schützt das Pumpwerk vor kleineren Überschwemmungen.
Die mittleren Hochwässer erreichten meist schon das Untergeschoß der
Häuser und brachten Sorgen und Schaden in Haus. Garten und Flur. Nach kalten
Wintern war besonders in Verbindung mit Hochwasser das Abgehen der Eisstöße
gefürchtet. So fand man nach der Wintergrieß vom 3. Februar 1862 noch zur
Sonnenwende Eisschollen im Auwald. Riesiger Schaden an Bäumen und Häusern
entstand. Dieses Winterhochwasser war nur um 30 cm niedriger als jenes von
1954. 1328 stand der Eisstoß 17 Wochen lang und brachte dann furchtbaren
Schaden. Es folgten die Katastrophenjahre mit kalten Wintern und riesigen Überschwemmungen
im Frühjahr. Kalte regnerische Sommer verdarben 1337 die ganze Feldfrucht, 1338
war dann ein Erdbeben, und auch Heuschreckenschwärme vernichteten ganze Landstriche.
Drei Jahre dauerte die Bekämpfung der Heuschrecken. Aber auch von der
Dohlenplage schreibt die Chronik. Im Jahre 1349 kam dann noch die Pest. Ein
Fünftel der Bevölkerung wurde hinweggerafft. Die Sekte der Geißler durchzog
das Land und mahnte zur Buße. Der letzte große Eisstoß war 1929 und reichte von
Ungarn bis Melk. Im Jahre 1963 erreichte anfangs Februar der letzte hier
bekannte Eisstoß vom Kraftwerk Ybbs herauf Tiefenbach.
Gefürchtet waren auch die Dauerhochwässer (Sommergießen), so war 1965
die Au 3 Wochen lang vom Wasser überflutet. 1926 glaubten sich 2 französische
Flugzeuge am Weg in die Ukraine verflogen zu haben, und landeten zur
Orientierung auf den Feldern Fuchshof Kirchfeld mit ihren Doppeldeckern.
Aus der Chronik sind vom 11. Jahrhundert bis heute über 60
außerordentliche Hochwässer bekannt (z.B. 15.8.1501, 1558 und die
Allerheiligengieß 1787). Diese Hochwässer rissen ganze Ortschaften weg, so auch
1787 das Dorf Untersaxen, bei Stromkilometer 2086,3 gelegen (oberhalb vom
Hochausporn). Aber auch der Bauer Dürnberger Mathias musste sein Haus bei der
Paradeislacke aufgeben und erwarb das Haus Markt Ardagger Nr. 38 (Steinhauser).
Der Brunnstein dieses Hauses war noch bis um 1930 zu sehen.
Laut Angabe der Hochwassermarkierung Grein war, zum Vergleich 1954, das
Hochwasser vom 2.8.1897 um 5cm kleiner, vom 17.9.1899 um 8cm höher und am
1.1.1787 um 110cm höher. Damit wäre es ca. 50 cm über den Hochwasserschutzdamm
gelaufen. Laut Hochwassermarkierung in Melk und Passau war das Hochwasser vom
15.8.1501 das höchste bekannte Donauhochwasser überhaupt (um 2 m höher als
1954). Durch das Heraussprengen des Schwallecks bei Grein konnte der
Wasserdurchlauf wesentlich erhöht werden, was den Rückstau ins Machland günstig
beeinflusst. Man schätzt um 1 Meter. Das Hochwasser vom 4.8.1991 war um 102cm
kleiner als 1954.
Was Sorgen macht, sind die Auflandungen im Augebiet nach jedem
Hochwasser, dass die Schutzwälder das Wasser nicht mehr so halten können und
durch die Bach- und Flussregulierungen das Wasser viel schneller kommt. Auch
der Temperaturanstieg auf der Erde wirkt sich nachteilig aus. Hoffen wir, dass
nicht zu viele Katastrophenhochwässer kommen!
Markt Ardagger, Stephanshart
Kaum ein Gebiet ist mit der Donau so schicksalhaft verbunden wie die
Orte Markt Ardagger und Stephanshart. Durch den verdienstvollen Einsatz von
Altbürgermeister Ökonomierat Karl Amon wurde durch den aktiven und passiven
Hochwasserschutz den Bewohnern im Hochwassereinzugsgebiet Schutz und Sicherheit
gebracht: Durch den Schutzdamm und die Aussiedlung wird nun vielen Menschen und
Häusern Unheil erspart.
Wenn man von der Nikolauskirche in Markt Ardagger hinunterblickt in das
nun von Häusern beinahe freie Augebiet, den geschützten Markt betrachtet, kann
man sehr froh und zufrieden sein. Vom Markt werden durch die Erhöhung im Osten
die kalten Winde abgehalten, wo schon die Römer Weinbau betrieben konnten Der
Name Ardagger: Art Acker Gelände auf dem Weinbau betrieben wird weist ja darauf
hin. im Westen schützt, so Gott will, für immer der Hochwasserschutzdamm die
Bewohner von Markt Ardagger. Der Name jenes Mannes, der durch seine
Verhandlungskunst und Ausdauer den aktiven und passiven Hochwasserschutz
erreichte, wird für immer am Gedenkstein beim Donauufer zu lesen sein:
"Ökonomierat Bürgermeister Karl Amon!"
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