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Der Kollmitzberg


Der Kollmitzberg 
(von Karl Kneissl)

Der Kollmitzberg ist für jeden Besucher schon von weitem ein Blickfang. Darauf weist auch sein Name hin. Der ist entweder slawisch oder vorrömisch und bedeutet jedes Mal "Berg", "Kulm".(widerlegt, siehe Kollmitzberg – Rückblick, Einblick & Ausblick)  Der 469m hohe Berg ist ein Ausläufer des Böhmischen Massivs auf dem rechten Donauufer. Er hatte früher nur schlechte Zufahrtsmöglichkeiten. So ist es kein Wunder, dass sich auf seiner Höhe ein alter Zufluchts­ort befand. Dr. Ubl von der Bodenforschung des Bundesdenkmalamtes: "Die aller­dings verschwommenen Verwallungen zeigen, dass der Kollmitzberg als Ganzes eine Wallburg gewesen sein dürfte." Tatsächlich hieß früher die Flur um die Kirche "In der Burg" (Urkunde zur Errichtung des alten Pfarrhofes). Auch die Kirche war einst eine Wehrkirche. Ihr Turm hat 2m dicke Mauern.

Vom Kollmitzberg genießt man einen wunderbaren Rundblick. Das Machland und auch die gesamte Alpenkette vom Schneeberg bis zum Traunstein sind bei klarem Wetter gut sichtbar. Auch der Pöstlingberg bei Linz ist mit freiem Auge zu sehen.
Auf derart vorgeschobenen Plätzen hat man früher Beobachtungsstände, "Warten", errichtet, um die Annäherung eines Feindes so früh wie möglich wahrzunehmen.
Von einer solchen Warte hat auch Wad auf dem Kollmitzberg seinen Namen. 1160 ist sein Name als "Wart" urkundlich belegt.

Auch war der Kollmitzberg ein "Kreitfeuerort". Es musste stets Reisig und Holz bereitliegen, um im Ernstfall durch Feuer und Rauch weit sichtbar vor den heran­nahenden Feinden zu warnen.

Auf einem besonders guten Aussichtsplatz steht - heute allerdings durch Gebüsch versteckt - der "Hexenstein", ein aufrechter Granitblock, in den Stufen einge­hauen sind; Verwitterung hat oben eine Schale gebildet. Er scheint mit einem heidnischen Kult oder dem Kult einer verbotenen Sekte verbunden gewesen zu sein. Nicht nur der Name, auch eine Sage deutet darauf hin: Nächtliche Opfer wurden dort einst dargebracht. Einmal schlich sich dabei ein Fremder ein. Als man ihn am Morgen vertrieb, verwünschte er die Flur und ließ sie mit zahllosen Steinen übersät werden.

Beim Hause Ruthner befindet sich die "1.000-jährige Eibe". Von ihrem Standort bietet sich den Besuchern auch ein wunderbarer Blick ins Donautal.

Die Kirche wird um das Jahr 1260 erstmals genannt. Im Jahre 1926 ist nach einem Brand durch Blitzschlag der barocke Zwiebelturm wieder aufgesetzt worden.
Der Hochchor der Kirche ist noch gotisch. Sehenswert sind das mit 1492 datierte Sakramentshäuschen mit seinen schönen Fialen und die hl. Ottilia aus der Zeit um 1500. Ihr ist auch die einst viel besuchte Wallfahrtskirche geweiht. Das Mittel­schiff wurde in der Barockzeit neu gestaltet.

In den Jahren 1955 - 1956 hat der akademische Maler Franz Pitza aus Wien in drei großen Deckengemälden das Leben der hl. Ottilia, die als ca. 11-jähriges Kind bei ihrer Taufe auf wunderbare Weise das Augenlicht erhalten hat, dargestellt. Bis zur Aufhebung von Stift Ardagger im Jahre 1784 wurde die Kirche von dort betreut. Von da an war Kollmitzberg eine Pfarre, die von Weltpriestern besetzt wird.

Der Kollmitzberg war durch seine Wallfahrtskirche mit Stift Ardagger eng verbunden. Als wegen der Pest über Stift Ardagger die Kontumaz verhängt wurde, kam der Jahr­markt auf den pestfrei gebliebenen Kollmitzberg. Die Gläubigen verbanden diesen Weg dorthin zugleich mit einer Wallfahrt. Zur Buße gingen viele barfuß auf diesen Berg hinauf und kauften sich oben neues Schuhwerk. Wegen der vielen Schuhstandler erhielt der Jahrmarkt den Namen Schusterkirtag.

Im 17. und 18. Jahrhundert dauerte der Kirtag bis zu 14 Tagen. Man fand dort alles, was man zu dieser Zeit brauchte. Gern besucht wurden die großen Metzelte. Die Pechlmänner waren mit ihrer Ware, die sie gegen die Seuchen der Tiere anboten, von den Bauern sehr gesucht. Manches Kleidungsstück musste dem zurückstehen. Die Eindeckung für das ganze Jahr mit dem Pechl, einem Mittel, mit dem man in erster Linie gegen die Maul- und Klauenseuche ankämpfte, war über alles wichtig. Aber auch Heiratskontrakte wurden beim Kollmitzberger Kirtag geschlossen. Dienstboten, die ihren Platz wechseln oder sich verbessern wollten, suchten Kontakt mit den Bauern, um dann am Lichtmesstag zu übersiedeln. In den Jahren des Zweiten Welt­krieges ging der Kollmitzberger Kirtag beinahe ein. Heute aber hat er wieder einen neuen Höhepunkt erreicht. So konnten im Jahre 1981 über 370 Schausteller und an die 45.000 Besucher gezählt werden. In den letzten Jahren war die Tendenz weiter steigend.

Der Kollmitzberg grenzt von Winkling bis zum Tiefenbach auch an die Donau. Die nach Tiefenbach führende Uferstraße endete früher schon beim Wildeck (Steinbäuerin), wo auch eine Überfuhr war. Manche Kreuzritter nahmen deshalb den Weg über den Steinkrempl (in der Nähe der heutigen "Steckerlfische"), an dem bereits im Jahre 1177 erwähnten Grübl vorbei, nach Neustadtl und wieder zurück zur Donau. Vor 18 Jahren sind zwei Französinnen, begleitet von einem Hund, auf Pferden diesen Weg der Kreuzfahrer nachgeritten und haben in Neustadtl übernachtet. Sie kamen von Paris und zogen weiter ins Hl. Land.

Mit Beginn der Regierungszeit Kaiser Joseph II. wurde am Kollmitzberg auch Kohle abgebaut. Diese wurde durch Fuhrwerker zur Donau gebracht und oberhalb des Kettensteines (beim Winklinger Furt) verladen. Mit der Aufnahme des Massentransportes durch die Bahn wurde der Abbau wegen schlechter Qualität eingestellt.

Um 1830 wurde zwischen Oberösterreich und Tiefenbach eine "Fliegende Brücke" errichtet. Das ca. 700m lange Seil wurde dabei meist mit einem schweren Steinkorb im Wasser verankert. Für die vielen Flöße, oft bis zu 10 am Tag, gab es wegen deren Unbeweglichkeit hier oft große Schwierigkeiten. Um 1890 wurde eine Rollfähre errichtet, deren Seil hoch über dem Wasser von Berg zu Berg gespannt war. Erst mit der Eröffnung der in den Jahren 1965 - 1967 neu errichteten Donaubrücke wurde der Verkehr über die Donau problemlos gemacht.

Die Felsen beim Wildeck reichten früher bis in die Donau hinein und sperrten jedes Weiterkommen am Land. Um die mit Pferden betriebene Bergfahrt der Schiffe leichter zu ermöglichen, wurde um 1635 der Treppelweg reguliert und verbessert. Diese Jahreszahl wurde im Strudengau beim Engpass Lueg in den Stein gehauen.

Zu dieser Zeit dürfte durch Sprengungen auch ein Fahrweg vom Wildeck bis nach Tiefenbach geschaffen worden sein. Im Laufe der Zeit wurde durch weitere Sprengungen die Straße erweitert und ist heute ein wichtiger Zubringer zur Autobahn.


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