Nr. 142 - 1. Februar 1984 - 13. Jahrgang
Aus der Geschichte und der neuen Zeit von
Behamberg
von Josef Fuchshuber
von Josef Fuchshuber
Behamberg ist eine der westlichsten
Gemeinden des Bezirkes Amstetten. Gegen Oberösterreich bildet - das Gebiet
Steyr-Münichholz ausgenommen - die Enns und der Ramingbach die Gemeinde- und
damit die Bezirks- und Landesgrenze. Das Flächenausmaß der Gemeinde Behamberg
beträgt 20 Quadratkilometer und 63 Hektar.
Der Ortsname Behamberg ist von Böhaimb
abzuleiten und ist somit als "Berg der Böhmen" zu erklären. Dabei
wird angenommen, dass diese Bezeichnung aus dem Ende des 10. Jahrhunderts
stammt. In dieser Zeit siedelten Böhmen vereinzelt in Niederösterreich südlich
der Donau. Der Besiedlung, die dem Ort den Namen gab, ging eine Besiedlung
durch Slawen zwischen 600 und 700 n.Chr. voraus. Der markanteste Beweis dafür
ist der in der Gemeinde liegende Wachtberg, früher Zobelsberg genannt. Er zeugt
vom Sitz eines slawischen Zupans auf dieser Anhöhe, die einen Überblick über
das damals mehrfach mit Slawen besiedelte Ramingtal bietet.
Die Kirche am Behamberg war einst eine
Eigenkirche der Herren von Steyr, der Otakare. Eine Tauschurkunde mit der
Jahreszahl 1082 kündet vom Tausch Otakars II. von Steyr mit dem Bischof Altmann
von Passau, bei dem Behamberg an den Bischof von Passau kam.
In sehr enger Verbindung zueinander
standen einst die heutige Pfarre Weistrach und die Pfarre Behamberg. Weistrach
war bis in das 19. Jahrhundert Vikariat von Behamberg. Diese bis ins 15.
Jahrhundert zurück belegte Tatsache weist mit ihrer rechtlichen Wurzel auf eine
Abhängigkeit der Kirche Weistrach von Behambrg in ihren Ursprüngen hin. Große
grundherrschaftliche Besitzungen des Pfarrers von Behamberg im Orte Weistrach
bis zur Aufhebung der Grundherrschaften im Jahre 1848 verstärken diese Annahme.
Das Kirchengebäude am Behamberg, das mit seinem Martinspatrozinium auf einen
sehr frühen Ursprung verweist, stammt in seiner heutigen Form aus der Zeit um
1500. Die nördliche Hauptmauer und der Turm sind aber aus einem Kirchenbauwerk
etwa aus der Mitte des 14. Jahrhunderts erhalten.
Die Verleihung der Pfarre stand einst dem
Bischof von Passau zu. 1785 wurde Behamberg in den landesfürstlichen Patronat
übernommen. Seit 1939 steht dem Bischof von St. Pölten das freie
Verleihungsrecht zu.
Von einer Schule ist die Rede im
Zusammenhang mit der Sekte der Waldenser erstmals 1311, und zwar in der Gegend
der Plenklgasse, Steyr-Münichholz, die damals zur Pfarre Behamberg gehörte.
Ebenso ist 1577 dort ein Schulmeister Heygraber genannt. Im 17.
Jahrhundert finden sich gelegentlich Aufzeichnungen von
"Schulmeistern". In Kirchenrechnungen der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts ist erstmals von einem "Schulhaus'' die Rede. Ab der 2.
Hälfte des 18. Jahrhunderts sind die Schulmeister durchgehend bekannt. Nach
einigen Schulerweiterungen im 19. Jahrhundert erfolgte im Jahre 1913 ein
Schulbau, der noch heute den Erfordernissen entspricht.
Behamberg besaß einst zwei
"Herrensitze". Der bedeutendste war das noch heute bestehende Schloss
Ramingdorf. Eine erste Erwähnung dieses Sitzes findet sich um 1300. Ab der 2.
Hälfte des 16. Jahrhunderts waren durch 200 Jahre die Händl Inhaber von
Ramingdorf. Der erste von ihnen, Wolfgang, war durch lange Jahre Bürgermeister
der Eisenstadt Steyr. Das Schloss hatte in Behamberg und in Ölling über 40
Grundholden. Vom kleineren Sitz Steinbach, das ebenfalls um 1300 bereits
genannt ist, sind die bekanntesten Inhaber die Pernauer von Perney. Drei
Grabsteine an der Außenmauer der Pfarrkirche Behamberg künden von diesem Geschlecht.
Das Schloss Steinbach ist um 1800 verfallen.
Angrenzend an die Stadt Steyr, hatte
Behamberg in allen kriegerischen Auseinandersetzungen durch die Jahrhunderte
stark zu leiden, gab es doch an diesem Ennsübergangspunkt stets heftige Kämpfe.
Der erste Weltkrieg brachte zwar keine
unmittelbaren Kampfhandlungen, aber zur Kriegsnot kamen 28 Gefallene und 20 Vermisste
in der Gemeinde.
Der 2. Weltkrieg brachte neuerlich viel
Leid für Behamberg. Zum Schutz der Stadt Steyr befand sich im Gemeindegebiet
von Behamberg eine FLAK-Stellung. Behamberg war somit wie Steyr der
Bombardierung ausgesetzt. Im Jahre 1944 waren 5 Tote durch Bomben zu beklagen.
Außerdem richteten die Bomben an einigen Häusern Totalschaden und an vielen
Häusern Teilschäden an. Ein ungeheures Ausmaß nahmen die Flurschäden an.
Zwischen 700 und 800 große Sprengbomben fielen auf Behamberger Gemeindegebiet.
Aber nicht nur die riesigen Bombentrichter mit mehreren Metern Tiefe richteten
in den Feldern und Wiesen großen Schaden an, auch eine Unzahl abgeworfener
Brandbomben und Phosphorkanister bedeuteten große Flurverwüstungen und nach dem
Krieg ein paar Jahre währende Aufräumungsarbeit. Außerdem hatte die Gemeinde
Behamberg durch den 2. Weltkrieg 54 Gefallene und 41 Vermisste zu beklagen.
Auf die Bombenzeit folgte die Russenzeit.
Als Grenzgemeinde zwischen der russischen und der amerikanischen Zone hatte die
Gemeinde Behamberg durch Jahre eine große Anzahl russischer Soldaten zu
beherbergen, mit all den oft tragischen Begleitumständen für die Bevölkerung.
In der ersten Zeit kam zu der argen Bedrängnis durch manche russische Soldaten
noch, dass die Insassen der an der Gemeindegrenze liegenden KZ-Nebenstelle
teilweise plündernd durch die Gemeinde zogen.
Im Jahre 1938 erlitt die Gemeinde
Behamberg einen empfindlichen Gebietsverlust. Bis dahin war durchgehend der
Ramingbach und die Enns die westliche Gemeindegrenze. Am 15. Oktober 1938 wurde
durch das nationalsozialistische Gesetz über die Gebietsveränderungen im Lande
Österreich vom 1. Oktober 1938 das Gebiet Münichholz, das seit eh und je zu
Behamberg gehört hatte, nach Steyr eingemeindet. Dadurch kam dieses Gebiet auch
zum damaligen Gau Oberdonau. Mit Inkrafttreten des Österreichischen
Staatsvertrages 1955 hatten innerhalb Österreichs wieder die Grenzen zu gelten,
wie sie vor 1938 bestanden hatten. Behamberg hatte damit wieder den rechtlichen
Anspruch auf das Gebiet Münichholz.
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