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Ulmerfeld-Hausmening - Lage, Geschichte, Bedeutung (Teil 2)

Nr. 56 - 1. Dezember 1976 - 5. Jahrgang

ULMERFELD - HAUSMENING
Lage, Geschichte, Bedeutung
(verfaßt vom Amtsinspektor Gerhard Smekal)

Fortsetzung (von Teil 1)

Eine besondere Auszeichnung für die Bürger des Marktes Ulmerfeld war im Jahre 1569 die Verleihung eines Marktwappens durch das Hochstift Freising. Der Wappenschild zeigt den Freisinger Mohrenkopf. Dieser ist eigentlich ein Porträt des hl. Korbinian, des ersten Bischofs von Freising. Das Wissen um die Bedeutung des Kopfes ging verloren, und man machte aus dem stark gedunkelten Bild des Heiligen einen Mohren.
Seit 1637 werden jährlich zu Georgi und Michaeli Vieh- und Jahrmärkte abgehalten.

Am 26.1.1555 erbaten die Bürger und Untertanen des Marktes Ulmerfeld von Bischof Leo von Freising ein Banntaiding und Freiheitsbuch, weil das alte, das für den Markt und Burgbezirk Geltung hatte, vor langer Zeit durch eine Feuersbrunst abhanden gekommen war.

In den Bauernaufständen des Jahres 1597 wurde das Schoss besetzt, zuletzt der Fähnrich der aufständischen niederösterreichischen Bauern, Paul Vogtstätter aus Neumarkt an der Ybbs, in Ulmerfeld von einem habsburgischen Kriegsgericht zum Tode verurteilt. Ein großer Brand im Jahre 1796 vernichtete 22 Häuser. Kaum waren diese wiederaufgebaut, kamen die Franzosen und quartierten sich 84 Tage lang in Ulmerfeld ein. Die Not der Bevölkerung war groß. Der Gesamtschaden durch die französische Besetzung betrug 31.532 Gulden 17 Kreuzer.

Im Jahre 1803 wurde das Hochstift Freising säkularisiert. Die Herrschaft Ulmerfeld gelangte dadurch in Staatsbesitz. 1823 kaufte sie Matthias Constantin Graf von Wickenburg. Entsprechend der Kundmachung über die Veräußerung der Staatsherrschaft Ulmerfeld vom 19.6.1823 waren die Bestandteile, Gerechtsamen (Rechte) und Nutzungen der ehemaligen Herrschaft Ulmerfeld wie folgt:
1.     Das Schoss im Markt Ulmerfeld samt den erforderlichen Amts- und Wirtschaftsgebäuden.
2.     An Wirtschaftsgebäuden: Äcker 15 Joch 20 Klafter, Wiesen 34 Joch 308 Klafter, Gärten 2 Joch 501 Klafter, Waldungen 2155 Joch, Waldwiesen 1 Joch 2 Klafter.
3.     Die Dorfherrlichkeit über 46 Ortschaften und die Landgerichtsbarkeit in einem ausgedehnten Bezirk.
4.     Die Grundherrlickeit über 641 Untertanen.
Von diesen bezieht die Herrschaft:
a) Das herkömmliche Laudemium (Lehngeld) und Mortuarium (=Sterbfallsgeld);
b) den üblichen Gelddienst, einen Küchendienst in verschiedenen Naturalien und einen Körnerdienst in Weizen, Korn und Hafer;
c) die Robot, die teils in Geld reluiert, teils zeitlich verpachtet ist;
5.     Die gesetzlichen Amtstaxen.
6.     Die erkaufte Drittelsteuer.
7.     Die Zehente, die teils ganz, teils zum Dritteile der Herrschaft gehören.
a) Der Feldzehent im Markt und Hofamt Ulmerfeld;
b) der Waldrottenzehent zu Stelzberg, Schnotzendorf, Miesberg, Steyring, Wurmlehen und Toberstetten;
c) der Sackzehent von den drei Waldrotten Sonnleiten, Puchberg und Amt Randegg;
d) der Reith- und Blutzehent zu Feld und Dorf in einigen Bezirken.
8.     Die hohe und niedrige Jagd in einem sehr weiten Umfange.
9.     Die Tatz in den Orten Ulmerfeld, Neuhofen, Randegg, St. Leonhard, Greinsfurth, Perbersdorf, Peutenstein, Bergern und Schlickenreith.
10. Das Recht der Fischerei in dem Brunn-, Zauch- und Randeggerbache.

Am 30.10.1862 verkaufte Graf Constantin von Wickenburg diese Besitzungen an den Herzog Eduard von Sachsen-Coburg-Gotha. Das Schoss Ulmerfeld wurde von der Neusiedler AG für Papierfabrikation am 1.1.1930 käuflich erworben und zu Werkswohnungen ausgebaut. Seit dem Jahre 1975 ist es im Besitz der Stadtgemeinde Amstetten.

HAUSMENING

Im Freisinger Urbar der Herrschaft Ulmerfeld für das Jahr 1160 sind bei Husman, "Hausmening", 10 Maierhöfe verzeichnet. Davon befindet sich 1 Maierhof im Ort, die anderen 9 Maierhöfe sind dem übrigen Herrschaftsgebiet zuzuordnen. Dass es sich ursprünglich um eine Burganlage gehandelt hat, beweist der Riedname im Ort "Burgstall" sowie der Name des Ortes: Husman ist der zum "Herrschaftsbesitz Gehörige". Als Dorf wird Hausmening seit 1660 genannt. Nach dem Franziszäischen Kataster vom Jahre 1823 wurde das Dorf Hausmening und die Rotte Stein zur politischen Gemeinde Hausmening. Die Herren Anton Pokorny und Josef Hiebl erbauten im Jahre 1869 in Hausmening eine Papierfabrik, was einen großen wirtschaftlichen Aufschwung des Ortes zur Folge hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt waren der Großteil der Bewohner Gewerbetreibende und Bauern. Nun wurden für die neugegründete Papierfabrik Arbeitskräfte aus den damaligen Kronländern Böhmen und Mähren herbeigeholt, da im Ort selbst und in der Umgebung keine Arbeitskräfte zu bekommen waren. Durch die Eröffnung der Kronprinz-Rudolfsbahn im Jahre 1872 wurde das Gebiet wirtschaftlich erschlossen. 1876 erfolgte die Gründung des Sägewerkes Stefan Rauscher & Söhne, es ist heute als Holzindustrie weit über den Bezirk hinaus bekannt. Die Bauunternehmung Alois Leitner, die Halbstofffabrik Johann Poneder, die Zimmerei und Bauunternehmung Anton Wagner, die Glasindustrie Peter Lisec und die Kleiderfabrik Siegmund Klein sind weitere Zeugen der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit dieses Ortes.

Aus einer Bauerngemeinde wurde im Verlauf der Jahrzehnte eine Industriegemeinde, in der der Großteil der arbeitsfähigen Bevölkerung des Ortes Beschäftigung findet.

Mit Wirkung vom 1. Mai 1965 wurden die beiden Nachbargemeinden Ulmerfeld und Hausmening durch freiwillige Gemeinderatsbeschlüsse zur Großgemeinde Ulmerfeld-Hausmening vereinigt. Mit Wirkung vom 1.1.1972 kam es durch Gemeinderatsbeschluß zur Vereinigung mit der Großgemeinde Amstetten.

Seit Beendigung des zweiten Weltkrieges sind in Ulmerfeld-Hausmening große kommunale Vorhaben verwirklicht worden: Neubauten, Straßensanierung, Wasserleitung, Kanalisation, Kindergärten, Hauptschule, Sportzentrum - um nur die wichtigsten zu nennen.

Im Rahmen des Kulturamtes der Stadt Amstetten wirken ein Musikverein, mit Blasmusikkapelle und Streichorchester, zwei Männergesangsvereine, eine Musikschule und das Katholische Bildungswerk.

Der Ort kann viele Ehrenbürger aufzählen, die sich besondere Verdienste um das Gemeinwohl erworben haben.


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