Direkt zum Hauptbereich

Geschichte des Schlosses und Klosters Hainstetten

Nr. 264 - 1. Jänner 1993 - 21. Jahrgang 

Geschichte des Schlosses und Klosters Hainstetten
(KR. OStR Johann Stierschneider)

Hier in der Pfarre Viehdorf hatten einige Ritterge­schlechter ihre Burgen und Schlösser. Bereits 1128 taucht der Name der Ritter von Viehendorf auf. Seit der Babenbergerzeit existiert die Pfarre Viehdorf. Der Name Viehendorf ist der Name eines Rittergeschlechtes. Seit 1312 sind auch schon namentlich Pfarrer erwähnt. Die Viehdorfer Ritter hatten großen Eigenbesitz. Sie konn­ten sich eine eigene Kirche am Ort leisten. Der Bischof von Passau hatte hier Besitzungen, einen Zehenthof. Die Namen der einzelnen Höfe sind in Urkunden angegeben. Da steht auch der Name "HAINSTETTEN". Vieh­dorf hatte ein 2. Schloss, die Burg Seisenegg, und ge­hörte auch einer ritterlichen Familie, wurde aber an die Wallseer verkauft. Das Schloss war in den letzten Jahren schon dem Verfall nahe, wurde privat von dem Herrn Ehrenconsul Wasibauer gekauft und restauriert. Diese Restaurierung ist eine großartige Tat, verbunden mit viel Idealismus. Auch in Hainstetten waren schon 1460 Rit­ter sesshaft. Die Wallseer spielten auch hier eine Rolle, und die ritterliche Familie Konrad Khienast wurde da­mals mit der Burg belehnt. Hainstetten hatte im Laufe der Jahrhunderte viele Besitzer. Nie war hier längere Zeit ein Geschlecht dominierend. Die Namen der einzel­nen Besitzer dieses Schlosses sind nicht bedeutend.

Eine Portalinschrift von 1578 nennt uns den Namen Hans von Sinzendorf mit seinen Gemahlinnen, Helene Teschezin und Maria Hohenfelder. Diese Inschrift ist am Haupttrakt des Schlosses eingemeißelt, mit 3 Wappen.

1673 wurde hier die Schlosskapelle zu Ehren der hl. Bar­bara vom Weihbischof von Passau eingeweiht. Die Ori­ginalurkunde lautet: Ich Bischof Jodocus habe dieses Sacellum et Altare zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit, der allerseligsten Jungfrau Maria und der hl. Barbara konse­kriert Die Reliquien des hl. Laurentius, des hl. Martinus, des hl. Justus und Julianus, des hl. Maximus, der hl. Victoria und Dorothea wurden in den Altar eingesetzt. Das geschah am 31.3.1673. Wer diese Kapelle besucht und betet, hat einen 40tägigen Ablass nach der gewohn­ten Form. Nach einer bestehenden Stiftung wird vom jeweiligen Pfarrer zu Viehdorf alle Monate eine hl. Mes­se gelesen. Die Messlizenz wurde immer wieder erneu­ert.

1773 erwarb Maria Theresia, Freiin von Risenfels, geborene Gräfin Preising, das Schloss. Die Schlossbesit­zer haben weiter sehr rasch gewechselt.
1807 erbten 3 Gräfinnen Preising den Besitz.

1858 übernahm Freiherr Karl von Kielmansegg das Schloss. Er hatte dieses Schloss bis zu seinem Tod 1915 in Besitz. Karl Freiherr von Kielmansegg war auch Erbherr von Gföhl, hatte viele Besitzungen. Er war der Kirche sehr gut gesinnt, stiftete Messkleider und einen Kelch für die Pfarre.

Als seine Frau 1905 starb, wurde sie unter Beteiligung des Adels der Umgebung und der Bevölkerung von Viehdorf hier beerdigt. Aber ihr Ableben veranlasse den Gemahl, die Wirtschaft parzellenweise zu verpachten. Vieh und Futtervorräte zu verkaufen. So schreibt die Chronik. Die Gründe gingen reißend weg, ebenso das Futter. Es war gerade Futtermangel, das Futter wurde billig verkauft. Es war eine Wohltat für die Gemeinde.

1917 kam das Schloss in den Besitz der Familie Quitton, eines französischen Grafen. Dieser französische Graf war eine vornehme Erscheinung in der österreichischen Gesellschaft.

1920 gab er hohe Summen aus zur Modernisierung der Liegenschaft und der stilgerechten Ausstattung des Schlosses. Vom französischen Grafen ging der Besitz in das Eigentum des Güterdirektors des bulgarischen Prinzen Cyrill, namens Treer, über. Seine Namensverbindung mit dem Prinzen hat sich zerschlagen. So kam er in Schulden bis zur Verarmung. Das Schloss stand leer, Teile wurden verpachtet. Der Zustand des Schlosses war bereits vernachlässigt.

1929 wurde eine Versteigerung ausgeschrieben, mit dem Schätzwert S 350.000,--. Es meldete sich kein einziger Käufer. Das Gut wurde ein zweites Mal zur Versteigerung angeboten. Von dieser Versteigerung wurde die Schwester Oberin von Amstetten verständigt, besonders durch den damaligen Herrn Bürgermeister von Preinsbach, Grim. Nun verständigte man das Kloster Judenau. Damals war die ehrwürdige Mutter Romana. Sie besichtigte den Besitz und das Schloss. Sie hatte etwas Hemmungen, weil das Schloss so fein war, zu luxuriös für die armen Schulschwestern des hl. Franz. Aber es gab auch einige Nebentrakte, die als Wohnung für die Schwestern passten. Es war ein herrliches Barockschloss mit hohen lichten Räumen, mit abgeschlossenen Höfen, mit einer Wasserleitung, schon damals mit elektrischem Licht versehen, mit einer geräumigen Kapelle, mit einem schönen Altar, mit einem wunderbaren Schlosspark und mit Wirtschaftsgebäuden. Umgeben war es mit Wiesen, Feldern und Wald sowie einem für die Kongregation zweckmäßigen Gut. 155 Joch groß war der Besitz. Judenau war ja ein Fremdbesitz, viel zu viel abhängig von der politischen Lage, darum musste und sollte anderswo ein Zufluchtsort gefunden werden, als Eigentum mit einer Ökonomie zur Selbsterhaltung. Es sollte auch ein Wohnsitz sein für kranke und alte Schwestern. Die Nähe von Amstetten war auch gegeben.
Das Gut Hainstetten ging am 26.2.1931 vom bisherigen Besitzer, Hans Treer, im Versteigerungsweg um den Preis von 205.000 S in die Hand der Schulschwestern über. Der Anfang war schwer. Das Gut musste nach der Versteigerung sofort besetzt werden. Die 1. Oberin war die Schwester Leokadia. Dann kam die Schwester Alexia, die von einem umstürzenden Baum getötet wurde. Später kamen mehrere Schwestern und Kandidatinnen. Das waren die Pioniere von Hainstetten.

Im Mai 1931 wurde die 1. hl. Messe gefeiert. Es wurden 2 Glocken angeschafft, davon musste die größere im Krieg abgeliefert werden. Für die vielen Schwestern wurde der Platz im Friedhof von Viehdorf zu klein. Es wurde in einem Teil des Parkes ein Friedhof angelegt.

1952 wurde dieser Friedhof eingeweiht.

Seit 1956 habe ich fast alle Schwestern dieses Hauses dort beerdigt. Der Friedhof wurde in den letzten Jahren wieder erweitert. Durch die große Anzahl der Schwestern wurde ein eigener Haus-Kirchenrektor notwendig. Viele Jahre waren immer Jesuiten hier. Auch verschiedene Priester der Diözese haben die Schwestern betreut. Auch die Wirtschaft wurde in Gang gebracht. Der Krieg war auch hier hörbar und spürbar. Es gab auch hier Schrecken und Angst.

April 1945 kamen 15 Mann der Totenkopf-SS. Sie kamen mit unbeschreiblicher Rohheit in das Haus. Der Abzug ging noch mit Schrecken vorbei.

1.5.1945 warfen sie alles weg und sprengten alles. Ringsumher war Feuer. Dann kamen die Russen. Mädchen flüchteten in das Kloster. Die Russen durchstöberten alles. Sie hatten Respekt vor den Schwestern. Sie sagten: Schaut die Monasti an, die sind wie Männer. Äußerst tüchtige Generaloberinnen und Oberinnen sorgten für die ständige Erneuerung und Renovierung des Hauses. Die Kapelle wurde sehr schön restauriert. Von 1975 - 1977 wurde ein Neubau aufgeführt, ein Heim für alte Schwestern. Hier wurde auch eine große Kapelle, ja eine kleine Kirche gebaut, die 1977 vom Bischof Dr. Zak eingeweiht wurde. Das ganze Schloss wurde unter der letzten Generaloberin einer gründlichen Renovierung unterzogen. Von dieser Kongregation der Schulschwestern ging in allen Jahrzehnten ein großer Segen aus, für den Orden, für die Bevölkerung, für die Schwestern selbst. Der Herr Bürgermeister hat mir öfter gesagt, er kann nicht genug den Schwestern danken für so vieles, was zum Wohle der Bevölkerung geschehen ist. Aber auch ich als Pfarrer danke allen verstorbenen und lebenden Schwestern, der Frau Generaloberin, der Schwester Oberin für den guten Geist der Schwestern, für die gute und liebevolle Betreuung der kranken und alten Schwestern, aber auch der alten und kranken Priester, die in Hainstetten Aufnahme finden.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Übersicht aller Ausgaben - Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Amstetten

Hier erhalten Sie eine Übersicht über die Ausgaben die "Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Amstetten". Einzelne Beiträge (hellblau hinterlegt) können hier online angesehen werden. Alle Ausgaben können bei Bedarf in der Niederösterrichischen Landesbibliothek eingesehen werden. Weitere Literatur zum Mostviertel gibt es hier. Nr Datum Titel Autor 1 1972-05-01 Zum Geleit WHR. Dr. G. forsthuber 2 1972-06-01 Großes heimatkundliches Bildungsquiz 3 1972-07-01 Die reine Fichtenkultur ist eine schlechte Vorsorge für die kommenden Generationen Prof. Peter Schutting 4 1972-08-01 St. Agatha - Eisenreichdornach Dr. Leopoldine Pelzl 5 1972-09-01 Fritz Steiner Dir. Dr. Ernst Werner 6 1972-10-01 Die große St. Georgskapelle in St. Georgen am Reith VD Franz Rautter 7 1972-11-01 Der Kollmitzberger Kirtag - Ein Jahrmarkt mit 800 jähriger Tradition Mag. Dr. Heimo Cerny 8 1972-12-01 Aufführungen unbekannter Kompositionen im Promulgationssaal des Stif

Türkenbelagerung 1683 im Mostviertel - Spurensuche

Kurzer Überblick über die Situation im Jahr 1683 Am 7. Juli 1683 überschritten die Türken mit ca. 300.000 Mann die Grenze Niederösterreichs. Zwischen St. Pölten und Wilhelmsburg hatten sie ein 20.000 Mann starkes Lager aufgeschlagen, das als Stützpunkt für ihre Raubzüge diente, die sich bis in das Mostviertel und dort sogar hinunter bis zum Gebirge erstreckten. Während Großwesir Kara Mustapha vom 14.7. bis 6.9.1683 Wien mit ca. 200.000 Mann eingeschlossen hielt, drangen türkische Raubscharen ins Hinterland vor und verbreiteten auf ihrer Suche nach Reichtümern vielerorts Schrecken und Verwüstung. Sie waren dabei nicht nur auf der Suche nach wertvollen Kleinodien, sondern vor allem Menschen konnte man zu dieser Zeit gewinnbringend verkaufen. Auf ihren Plünderungszügen wurde geraubt, gemordet und niedergebrannt. Es fielen auch viele langsame, ältere Menschen und sogar Kinder den Gräueltaten zum Opfer. Manche wurden erst nach Tagen oder Wochen in Wäldern entdeckt und bestattet. Viele M

Taufe und Firmung - Das Brauchtum im Lebenslauf im Mostviertel einst und jetzt

Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Amstetten Nr. 105 -   15. Jänner 1981 -   10. Jahrgang Das Brauchtum im Lebenslauf - einst und jetzt (Teil 1) (verfasst von Oberstudienrat Dr. Rosine Schadauer) 1. TAUFE und FIRMUNG An die drei wichtigsten Ereignisse im Menschenleben - Geburt, Vermählung, Tod - knüpfen sich zahlreiche, oft uralte Bräuche. Sie wurzeln im engen Bereich der Familie. Wurde ein Kind erwartet, dachten die Eltern "ehzeitig" ans "G'vatterbitten". So wählten sie unter ihren "Freunden" (Verwandten) ein Paar ehrsame, hausgesessene Leute aus. Eine Zurückweisung war nicht zu befürchten. Aus der Taufe zu heben galt nämlich als "das gute" oder "das christliche Werk". Durch die Patenschaft baute man sich "einen Staffel in den Himmel". Mindestens so viele Gödenkinder wollte man haben, dass sie den Paten einst zu Grabe tragen konnten. Der Vater bat im allerschönsten Ge