Nr. 92 - 1 Dezember 1979 - 8. Jahrgang
AUF DER PLAIKA IN DER PFARRE WINKLARN
(verfasst von Amtsinspektor Gerhard
Smekal)
Wenn man von Ulmerfeld nach Winklarn den
Abkürzungsweg durch den sogenannten "Wilden Graben" benützt, kommt
man beim "Bloaka-Häusl" wieder auf die Bezirksstraße. Dort steht eine
Marienkapelle neben einer 600 jährigen, naturgeschützten Eiche.
In einer Urkunde vom 5. Juli 1553 wird ein
Georg Aigner, Untertane des Erlaklosters, als Besitzer des Bauernhauses auf der
Plach oder "Plaickha" genannt (Stiftsarchiv Seitenstetten A 99/55).
Die örtliche Benennung wird vom
mittelhochdeutschen bleike -"Ort, wo nacktes Erdreich zu erblicken
ist" oder "offener Platz", abgeleitet. Dieses Bauernhaus ist im
Jahre 1841 gänzlich abgetragen worden. Die Wirtschaftsgründe wurden nach
Winklarn, Schulreith Nr. 64, einverleibt, da die Tochter dorthin heiratete.
Das derzeitige "Bloaka Häusl",
Winklarn 63, wurde im Jahre 1870 als Lazarett für Cholerakranke erbaut. Nachher
war es bis zum Jahre 1975 vermietet.
Die Kapelle daneben wurde 1896 errichtet,
vorher stand an dieser Stelle ein hölzernes Wegkreuz mit Bild. Wallfahrer
machten alljährlich hier Station und übernachteten im benachbarten Schulreith.
Vom Bildnis beim Schulreither in Winklarn erzählt Volksschuldirektor Resch im
"Mostviertler Sagenbüchlein", Seite 30, folgendes:
"Die "Schulreuth", ein
stattliches Bauernhaus auf der Anhöhe südlich von Winklarn, hat ihren Namen
wahrscheinlich davon, dass in früheren Jahren eine Baumschule neben dem
Bauernhause gepflanzt war. Der jetzige Besitzer Karl Herbst führte mich in den
"Troad-kasten", um mir ein Bild zu zeigen, mit dem es folgende
Bewandtnis hat:
Auf Holz gemalt und schon ziemlich verblichen,
stellt es die Hl. Dreifaltigkeit mit der schmerzhaften Muttergottes von Maria
Taferl dar. Rechts von der Muttergottes ist St. Leonhard und links St.
Sebastian zu sehen. Im linken Auge des Marienbildes ist eine kleine Vertiefung
von bräunlichem Aussehen. Der Besitzer erzählte mir folgendes: "Dieses
Bild befand sich einstmals in der Bloaka, einer Ried seines Grundbesitzes.
Heute steht ein Kreuzstöckl dort. Ein Bürger von Ulmerfeld lebte vor langer
Zeit in recht ärmlichen Verhältnissen. Er, seine Frau und die große Kinderschar
hatten nicht viel zu beißen und zu nagen. Was Wunder, wenn er sich in einer
üblen Stunde von einem Mitglied des Räubergesindels in der Heide zu anfänglich
kleinen Streichen verleiten ließ? Mitgefangen mitgehangen! Bald gehörte er der
Bande an und beteiligte sich auch an den großen gemeinsamen Raubzügen. Eines
Nachts wurde ein reisender Kaufmann von der Bande in der Heide angefallen. Im
Handgemenge erschlug das neue Bandenmitglied den Reisenden. Diese ruchlose Tat
brachte aber die Wandlung des Räubers. Er lief ohne Beute davon, gepeinigt von
den Qualen der Reue, irrte er im Wald umher. Seine Seelenangst trieb ihn zum
Bildstock der Muttergottes in der Bloaka, um dort Ruhe zu finden. Dabei
rutschte er auf den Knien durch den "Wilden Graben" zum Bildstock
hin, verrichtete dort ein inbrünstiges Gebet um Erlösung von seiner
schrecklichen Sünde und küsste das Bild der Gottesmutter auf den Mund. Durch
das oftmalige Küssen wetzte er mit seiner großen Nase die Vertiefung am linken
Auge der Gottesmutter aus und bräunte diese Einbuchtung, weil er ein
leidenschaftlicher Schnupfer war, dabei mit Schnupftabak".
Heute ist das "Bloaka Häusl"
eine Heimstätte für die Pfadfinder-Rover aus Ulmerfeld. In vielen
Freizeitstunden haben es die Rover geschmackvoll adaptiert.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen