St. Pöltner Bote vom 16. Juni 1938
Ybbs. (Mord und Selbstmord) Krahof, Gem. Blindenmarkt, ist
der Schauplatz eines grässlichen Verbrechens geworden. Als die Mordkommission
eintraf, bestehend aus dem Bezirksrichter Dr. Teichgräber, dem Kanzleiadjunkten
August Jipp, dem Sachverständigen Dr. Knollmayer, dem Gendarmerieposten von Blindenmarkt und dem
Bürgermeister von Krahof, fanden sie die Leiche des Hausbesitzers mit den Füßen
gegen die Türen liegend, einen Schuss zwischen Kinn und Kehlkopf, der den
sofortigen Tod herbeigeführt hatte. An der Decke war auch ein Einschuss zu
bemerken. In einem Winkel der Küche zusammengekauert, in einer Blutlache
liegend, die Bäuerin, ebenfalls erschossen. Als Zeuge trat der dreizehnjährige
Sohn Franz Raffetseder auf, dessen Aussagen Licht in das schier unerklärliche
Verbrechen brachten. Der Bub berichtete von einem langjährigen bösen Zerwürfnis
der Familie und öfteren Morddrohungen des Vaters. Zur Zeit der Bluttat holte
Raffetseder einen Militärkarabiner aus dem Zeugkasten, von dessen Vorhandensein
niemand im Hause gewusst hatte. Als der Vater das Gewehr gegen die Mutter in
Anschlag brachte, bat der Bub mit aufgehobenen Händen, der Vater solle doch
nicht schießen, es war aber zu spät, der Schuss krachte, scheint aber zuerst
nicht getroffen zu haben. Als der Sohn in seiner Verzweiflung fortrannte, um
die Nachbarn zu holen, war das Unglück bereits geschehen und beide tot.
Ort: Am Weg, Weger, Krahof 14, Gemeinde St. Georgen am Ybbsfelde
Opfer: Franziska Rafetzeder (49 J.), geb. 09.02.1889, Bäuerin, Tochter des Stroß Franz, Binders in Schlöglhofhäusl 51, Pfarre Wolfsbach, und der Maria ux. geb. SidlmayrEhemann: Johann Rafetzeder (51 J.), geb. 17.10.1886, zust. nach Winklarn
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